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Jörgs Buchkritiken

Linda Acredolo, Susan Goodwyn, "Baby-Sprache - Wie Sie sich mit ihrem Kleinkind unterhalten können, bevor es sprechen lernt", Rowohlt-Verlag, 2001
Wenn es auch übertrieben ist von Unterhaltung zu sprechen, ist das Mitteilungsbedürfnis unserer Kleinen erstaunlich. Emilia macht mit 13 Monaten intensiven Gebrauch von etwa 6 Woertern und 15 Zeichen. Wenn sie in Ihren Bilderbuechern blättert brabbelt Sie vor sich hin, winkt plötzlich wild mit dem Arm, wenn sie einen Vogel erkennt, ruft "Gack gack", wenn sie eine Ente sieht oder "Wau wau" wenn sie einen Hund entdeckt. Dann streckt sie ihren Arm hoch und dreht die Hand, um von einem Mond zu berichten, faucht plötzlich und macht eine Krallenhand, weil im Buch eine Katze zu sehen ist oder schmatzt mit spitzem Mund, um einen Fisch nachzuahmen. Beim spazieren berichtet sie uns untentwegt von allen Tieren, die sie entdeckt und wenn das Essen schmeckt, macht sie ein "mehr"-Zeichen. Es ist einfach eine Freude, die Ideen aus dem Buch am eigenen Kind auszuprobieren. Nachtrag: Mit 19 Monaten ist sie ein richtiges Plappermäulchen geworden, und fast alle Handzeichen wurden durch Worte ersetzt. Die Begeisterung, die Emilia zeigte, wenn wir ihre Zeichen erkannten setzt nun ein, wenn wir ihre 2 Wortfragment-Kommandos ("Papa [t]ragen!") und Liedstummel (z.B. "Ernie was" - das Wer-Wie-Was-Sesamstrassenlied, "kleine [Sch]Necke") erkennen und richtig deuten. (Sep 2006)
Laurie Boucke, "TopfFit! - Der natürliche Weg mit oder ohne Windeln", Anahita Verlag, 2004
Das Buch räumt nicht nur mit Vorurteilen beim frühen Töpfchentraining auf, sondern hilft vielmehr, eine engere Beziehung zum Baby aufzubauen. Für die aufgeschlossenen frischgebackenen Eltern als das Original zum Thema TopfFit absolut empfehlenswert. Am besten in der Schwangerschaft zu lesen und dann mit Neugier ausprobieren! Wenn wenig Zeit ist, muss man es nicht gleich bis zum Ende lesen, denn die grundlegende Argumentation für "TopfFit" findet man schon in den ersten Kapiteln. Ich habe die Methode in einer Variante mit Windeln, und Töpfchen so oft es die Umstände erlauben, probiert und war überrascht, wie gut es klappt und mit welcher Begeisterung unsere kleine Maus bei der Sache war. Leider ist das Buch nur noch gebraucht zu haben, aber man findet im Netz genug Informationen, damit auch die Variante - erst ausprobieren dann Buch lesen - klappt. (Sept. 2005) Nachtrag: Mit 19 Monaten sichern wir nachts und auswaerts immer noch mit der Windel, verbrauchen somit 2 Windeln pro Tag. Zu Hause meldet unsere Tochter, wenn sie auf den Topf will, nur selten mit zu kurzer Vorwarnzeit. Damit liegen wir wohl zwischen Topffitideal und dem gaengigen Windelkind und müssen hin und wieder Pfützen aufwischen. (Sep2006) Nachtrag2: Nach 30 Monaten ist es ohne weiteres Training geschafft. Auch nachts kann sie nun ohne Windeln schlafen und sagt an. (Sep07)
Jean Liedloff, "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück - Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit.", Verlag C.H.Beck 1996
Die Grundidee des Kontinuumskonzepts scheint gut. Seite 48 gibts dann Hellseher und Wunderkräfte, die die Nerven von kritischen Lesern (wie mich) stark strapazieren. Wer weiterliest, findet überzeugende Beobachtungen und Schlussfolgerungen der Autorin. Dennoch trübt der Hang der Autorin zum Übertreiben die Überzeugungskraft Ihrer Botschaft "tragt eure Babys bzw. hört auf euren Instinkt!" und liefert viel Futter für Kritiker. Man kann sich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass die Autorin besonders unter den von Ihr geschilderten Zerstörung der Glücksfähigkeit lit. Auch wenn ich das Buch noch nicht zu Ende gelesen habe, kann ich es zum Lesen empfehlen. Es hilft sicher dem ein oder anderen, sein Kind besser zu verstehen, ist unterhaltsam und hat Bildungswert. (Sept. 2005)
Jesper Juul, "Das kompetente Kind", Rowohlt Verlag GmbH 1997, 5. Auflage 2006
Das Buch gibt eine Anleitung zu einer bewussten Erziehung. Der Author stellt eines immer wieder heraus: die Eltern stellen die Weichen und muessen an sich arbeiten. Das Kind kopiert von ganz allein, eine Erfahrung die wir mit unserer 18 Monate alten Tochter bisher genau so erleben. Manchmal sind die Negativbeispiele ein wenig zu extrem gewaehlt, aber teilweise wird man an die eigene Erziehung erinnert. Lest es! (Jul 2006)
M. H. + W. J. Pieper, "Smart Love - Erziehen mir Herz und Verstand", Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH 2003 (Original US-Ausgabe 1999)
Ein Ehepaar mit Erfahrungen aus wissenschaftlicher Arbeit und 5 eigenen Kindern versucht ihre Erkenntnisse an den Leser weiterzugeben. "Smart Love" erklärt, warum Babies und Kinder in bestimmter Art handeln, warum verbreitete Reaktionen der Eltern darauf unangebracht und falsch sind und wie man besser mit den Kleinen umgeht. Dabei bedienen sie sich aus Beispielen ihrer Privatpraxis, wo sie kleine und große psychische Problemfälle des Familienalltags behandeln. Einfühlsames Lenken ist der Leitgedanke von "Smart Love". Eltern begleiten ihre Kinder bis zum Erwachsensein in einer Art angepassten Gleichberechtigung beruhend auf den altersbedingten Fähigkeiten der Kinder. Ich kann das etwa 300 Seiten starke Taschenbuch uneingeschränkt zum Lesen empfehlen. (Sep 2006)
Jesper Juul, "Aus Erziehung wird Beziehung, Authentische Eltern - kompetente Kinder", Herder spektrum, 2005
Auch dieses Buch ist eine Anleitung zur bewussten Erziehung. Diesmal in Form eines Interviews. Die Hauptbotschafft ist, ehrlich zu den eigenen Kindern zu sein und nicht zu schauspielern, um eine gesunde Beziehung zum wachsenden Kind zu behalten. Viele Beispiele erinnern an die eigene Erziehung und helfen den Leitgedanken des Buches in bestimmten Situationen umzusetzen. Ein sehr zu empfehlendes kurzes Buch zum Zwischendurchlesen. (Sep2007)
Kritiken willkommen :)